In Deutschland steckt dieses Projekt noch in den Kinderschuhen. In der Schweiz und in Großbritannien werden Hunde bereits seit Jahren im Unterricht eingesetzt. Hierzu gibt es eine ausführliche Studie des Züricher Instituts für interdisziplinäre Erforschung der Mensch-Tier-Beziehung (IEMT) von 1998. Darin berichtet 30 Schweizer Kindergärtnerinnen und Primarlehrer, die ihr Tier zur Arbeit mitbrachten, von sehr positiven Erfahrungen (http://www.iemt.at/). Des Weiteren sind bereits einige interessante Publikationen in Printmedien, im Internet und in Buchform zu entdecken. Ganz kurz zusammengefasst möchte ich folgende Ergebnisse vorstellen:
Ein Schulhund schafft ein besseres Schulklima
Paula bringt die Schüler zum Lachen verbessert die Stimmung. Studien zeigen, dass bei z.B. gedrückter Atmosphäre ein Tier negative Gedanken unterbrechen kann, indem es die Aufmerksamkeit auf sich zieht. (Vgl. Katscher/Friedmann) Dies gilt übrigens nicht nur für die Schüler, sondern auch fürs Lehrerkollegium.
Hunde lehren neue Wege des Umgangs mit Aggressionen
Hunde reagieren auf rücksichtsloses Verhalten mit vorsichtigem Rückzug. Damit zeigen sie Kindern auf neutrale, nicht vorwurfsvolle oder wertende Weise (was uns Lehrern ab und an nicht gelingt), dass ihnen unkontrollierte Aggression selbst schaden. Dennoch sind die Kinder nicht verletzt. Die grundsätzlich fast bedingungslose Akzeptanz des Tieres macht die Kritik leichter annehmbar. (Vgl.Vanek-Gullner)
Mehr Frustrationstoleranz und Kritikfähigkeit
Ein Hund macht spürbar: „Ich nehme dich so an wie du bist“. Unabhängig davon, wer und was wir sind, vermittelt das Tier emotionale Wärme und bedingungslose Akzeptanz. Gerade unsere Schüler leiden oft an geringem Selbstbewusstsein und reagieren deshalb aggressiv. Dadurch trifft man im Schulalltag immer wieder auf zwei Kernprobleme: Zum Einen wird konstruktive Kritik oft als Angriff auf die eigene Person empfunden – das Kind fühlt sich verletzt und zieht sich zurück. Durch eine „Auszeit“ zum Streicheln oder Spazieren gehen kommen Kinder wieder zur Ruhe und lassen auch dem Lehrer wieder eine Chance. Zum Anderen fällt es unseren Schülern oft schwer im Spiel zu verlieren. Ausscheiden verletzt – im Spiel und im Leben. Im spielerischen Tun mit dem Hund werden Rückschläge geübt. Versagen wird durch die Akzeptanz des Tieres annehmbar. ( Vgl. Vanek-Gullner)
Hunde ermutigen
Die bereits erwähnte bedingungslose Annahme eines Hundes macht stark. Dieser „Ermutigungs-Effekt“ wird dadurch verstärkt, dass eine funktionierende Kommunikation mit einem Hund überzeugendes Auftreten unabdingbar voraussetzt. Jeder Befehl führt nur dann zum Erfolg, wenn er mit innerer Entschlossenheit gesprochen wird (Vgl. Vanek-Gullner). Empirische Studien bestätigen: Hundebesitzende Kinder sind selbstbewusster als gleichaltrige Nichttierbesitzer. Selbst Kinder, die lediglich in einer Schulklasse für ein Tier Sorge tragen, zeigen signifikant mehr Selbstachtung. (Vgl. Bergesen)
Ein Schulhund für die Gemeinschaft
Wissenschaftlich bewiesen ist, dass Kinder durch „soziale Katalysatoren“ (Hund) leichter mit anderen Kindern Kontakte knüpfen (Vgl. Guttmann). 2001 beobachtete Ortbauer das Sozialverhalten sechsjähriger Kinder ohne Haustier, die in ihrer Klasse regelmäßig Kontakt zu Hunden hatten. Soziale Beziehung und gemeinsame Aktivitäten der Schüler nahmen in der Häufigkeit zu. Besonders in sich gekehrte Kinder brachten sich aktiver in das soziale Geschehen ein (Vgl. Ortbauer).
Hunde fördern unsere Sensibilität
Kindliche Heimtierhalter erzielen bessere Leistungen in der nonverbalen Kommunikation als Gleichaltrige, die kein Haustier besitzen (Vgl. Guttmann in Vanek-Gullner). Besonders eine Partnerschaft mit einem Hund sensibilisiert für den Nächsten. Da der Vierbeiner lediglich nonverbale Sprachanteile umsetzen kann, muss man sich auf das tierische Gegenüber einstellen. Gerade verhaltensauffällige Kinder treten oft rücksichtslos oder/und unbeherrscht auf. Dadurch erleben viele zu selten, dass liebevolles Verhalten positive Reaktionen hervorruft. Durch die Interaktion mit dem Hund werden die eigenen Möglichkeiten zur Empathie oft geweckt (Vgl. Katscher/ Beck).
Literatur:
Agsten, Lydia: HuPäSch – Hunde in die Schulen - und alles wird gut!?Berlin. Books on Demand 2009
Beck, A.; Katscher, A.: Wie Heimtiere die Gesundheit und die Lebensqualität des Menschen verbessern. In: AFIRAC: The changing roles of animals in society. Prag 1998
Bergesen, F.J.: The effects of the pet facilitated therapy on the self-esteem and sozialization of primary school children. AFIRAC. Monaco 1989
Guttmann, G. Einfluss der Heimtierhaltung auf die nonverbale Kommunikation und die soziale Kompetenz bei Kindern. In: Die Mensch-Tier-Beziehung. Wien 1983
Ortbauer, B.: Auswirkungen von Hunden auf die soziale Integration von Kindern in Schulklassen. Unveröffentlichte Diplomarbeit. Wien 2001
Röger-Lagenbrink, Inge: Das Tehrapiehunde- Team. Ein praktischer Wegweiser. Nerdlen/Daun. Kynos Verlag 2011
Vanek-Gullner, A. : Lehrer auf vier Pfoten. Theorie und Praxis der hundgestützten Pädagogik. Wien 2007
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